Festival der privaten Theater Baden-Württemberg vom 15. bis 26. Oktober in Freiburg
Starker Auftritt jenseits der großen Häuser
Sie selbst sehen sich als Salz in der Suppe. Es ist jedenfalls eine schöne Koinzidenz, dass in diesem Herbst nicht nur das Festival „Politik im freien Theater“ als Koproduktion der Bundeszentrale für politische Bildung, dem Theater Freiburg sowie dem Theater im Marienbad und dem E-Werk in Freiburg gastiert, sondern eben auch das Festival der privaten Theater Baden-Württembergs. Das könnte ein starker Auftritt für die Theaterszene jenseits der großen Häuser werden. Kooperationspartner des Freiburger Wallgraben Theaters sind das Theater im Marienbad und das Vorderhaus. Und natürlich nutzen die Gastgeber zusammen mit den freien Gruppen in Freiburg die Gelegenheit ihre Produktionen zu zeigen. Schließlich ist ein Festival nicht die schlechteste Werbekampagne in eigener Sache.
Eröffnet wird das Festival der privaten Theater, das vom 15. bis 26. Oktober dauert, auf dem Rathausplatz mit einem kürzeren Einblick in die Produktion „Zeit heilt alle Wunden“ des Aktionstheaters Pan.Opticum. Weiter geht es gleich nebenan, wo das Wallgraben Theater mit Moritz Rinkes Stück „Wir lieben und wissen nichts“ von Paaren um die 40 erzählt, die es sich in ihren Lebensentwürfen und Heimen behaglich eingerichtet haben – wehe also, wenn ein Wohnungswechsel ansteht.
Das Festival zeigt die ganze Bandbreite. Einige Produktionen für Kinder- und Jugendliche sind dabei, so führt das Karlsruher Sandkorn-Theater eine Produktion über die Liebe im Internetzeitalter auf, einige Kinderbücher, unter anderem vom Offenburger Baal novo, werden auf die Bühne gebracht und mit „Django. Die Rückkehr“ ist selbst ein Marionettentheater im Programm. Wolfgang Herrndorfs Roadstory „Tschick“ hat sich längst ja auch als Stoff für Erwachsene erwiesen, das Akademietheater Ulm gastiert mit seiner Adaption in Freiburg. Der Tanz ist mit dem Unterwegstheater aus Heidelberg vertreten. Ansonsten ist neben einigen anderen Romanadaptionen – das Theater Reutlingen „Die Tonne“ präsentiert „Effi Briest“ als Solo-Erzähltheaterstück – erfreulich viel zeitgenössische Dramatik dabei. So spielt das Zimmertheater Rottweil von Matthias Naumann „Schwäne des Kapitalismus“, das Mannheimer Theaterhaus TiG7 „Frau Müller muss weg“ von Lutz Hübner und das Theater der Altstadt Stuttgart „Der Kissenmann“ von Martin McDonagh. Einziges Haar in der Suppe ist da nur die finanzielle Lage vieler Privattheater und freien Gruppen in Baden-Württemberg. Die will auch das Festival nicht vergessen, am 17. Oktober wird Tom Schössler vom Theaterhaus Stuttgart ein Referat mit dem Titel „Privattheater ist keine Privatsache“ halten, im Anschluss gibt es eine Diskussion.
Das vollständige Programm ist unter www.privattheaterfestival.de zu finden
Annette Hoffmann