In SPACE CRONE setzen sich vier Künstler*innen aus den Bereichen Tanz, Sprechtheater, Musik und Performancekunst im Format der Soloperformance mit den Themen Wandlung und Vergänglichkeit auseinander. Eine grundlegende Wahrheit des Lebens lautet: Nichts bleibt, wie es ist. Veränderung ist die Essenz unseres Daseins.
In meinen Projekten befasse ich mich immer wieder mit dem Sterben als einem inhärenten Bestandteil des Lebens und der Angst, die uns davor begleitet. Jede Veränderung bedeutet das Ende eines Zustands und die Geburt eines neuen – ein unausweichliches Verrinnen von Momenten. Diese Grundangst erschwert es uns oft, angemessen auf die großen zeitgenössischen Krisen zu reagieren. Auch auf individueller Ebene ist unsere Persönlichkeit einem ständigen Wandel unterworfen, geprägt von einer Flut von Begegnungen und Ereignissen, die eine Vielfalt an Identitäten hervorbringen. Obwohl wir ein Leben lang nach unserem „wahren Ich“ suchen, bleibt dieses äußerst fluide.
Wir Menschen teilen ständig Erzählungen; Geschichten sind allgegenwärtig – in Wiegenliedern, Legenden, Netflix-Serien, Kinderbüchern und auf der Bühne. In mir vereinen sich mehrere Zielgruppen für meine Geschichten: Als Frau bewege ich mich in einer nach wie vor sexistischen Welt, werde älter in einer von Jugend besessenen Gesellschaft und navigiere als freiberufliche Künstlerin durch eine unsichere Existenz. Mit zwei künstlichen Hüftgelenken gehöre ich nun auch zu den Menschen mit „Behinderung“. Als Migrantin in einer Zeit zunehmender nationalistischer Tendenzen bin ich von der politischen Mitbestimmung in dem Land, in dem ich lebe und arbeite, ausgeschlossen. Und durch mein bi-kulturelles Elternhaus fühle ich mich nirgendwo zu hundert Prozent zugehörig. Meine Position scheint nie ideal zu sein – und damit bin ich nicht allein. Doch unvollkommene Rahmenbedingungen bieten oft einen fruchtbaren Boden für einen Bewusstwerdungsprozess, möglicherweise sogar für ein gutes Ende der Geschichte. Die Fragen „Wer sind wir?“ und „Wie müssen wir (jetzt) leben?“ begleiten mich – und sicher viele andere – schon ein ganzes Leben lang. Immer wieder habe ich in Geschichten Inspiration und Antworten gefunden. Sind sie nicht die Spiegel, in denen wir uns selbst erblicken und erkennen können?
Die Kombination aus Tanz, Performancekunst, Sprechtheater, Musik und letztlich Licht erlaubt es, die Themen aus verschiedenen Perspektiven zu betrachten und eine Vielfalt kreativer Herangehensweisen zu fördern. Diese Multiperspektivität werde ich sowohl im Probenprozess als auch auf der Arena-Bühne, beobachtet von den vielen Augen der Zuschauerinnen, ausgesetzt sein. Durch bewegte Erzählungen entsteht ein kollektiver Raum für Empfindungen, Gefühle und Stimmungen. Zwischen mir und meinen Zuschauerinnen knüpft sich ein Netzwerk von Assoziationen. Ich werde zur Leinwand für zahlreiche Metamorphosen und Transformationen, die das Thema der Vergänglichkeit und letztlich der Anpassungsfähigkeit betonen.
Mit SPACE CRONE lade ich dazu ein, über unsere eigene Veränderlichkeit nachzudenken und sie als Ressource zu begreifen. Nur durch die Akzeptanz des gegenwärtigen Moments und die Anpassung an ihn können wir resilient unser Leben und die heutige Welt gestalten.
Von und mit Olivia Maridjan-Koop (Tanz)
Co-Creators Julie Jaffrennou, Emi Miyoshi & Tom Schneider (Gesamtregie)
Licht Steffen Melch
Outside Eye Alice Gartenschläger
Gefördert von Kulturamt der Stadt Freiburg im Breisgau und Landesverband Freie Tanz- und Theaterschaffende Baden-Württemberg (LAFT BW)
Koproduziert von E-Werk Freiburg und Studio Pro Arte