In der gemeinsamen Vortragsreihe »thinking inside out« von ZKM und HfG laden wir internationale Gäste aus den Bereichen Philosophie, Literatur und Kunst zu einem offenen Austausch mit Universitätsmitgliedern, ZKM-Mitarbeiter:innen und den Menschen in Karlsruhe ein.
Projekte sind seltsame Wesen. Sie ermöglichen es Künstler:innen, ihre Aktivitäten jenseits des Galerie-Ausstellungs-Nexus zu organisieren, ihre Ateliers zu verlassen, Ressourcen zu mobilisieren, eine Vielzahl von Menschen zu engagieren und Disziplinen zu überschreiten. Projekte helfen Menschen, ihre Kunst gemeinsam zu nutzen. Andererseits können Projekte Werkzeuge des neoliberalen Managements sein, wenn sie in die grausame Ökonomie der zeitgenössischen Kunst eingebettet sind. In einem Wettlauf von Abgabefrist zu Abgabefrist, gezwungen, befristete Verträge zu akzeptieren, müssen Künstler:innen, Kurator:innen und andere Kunstschaffende ein Projekt nach dem anderen und viele davon gleichzeitig stemmen. Als „Projektarier:innen“ bewegen sie sich in einer Kunstwelt, in der Enthusiasmus mit Ausgrenzung, Mobilität mit Armut und Selbstunternehmertum mit Angst gepaart ist. Sie zirkulieren oder gehen unter.
In seinem Buch »The ABC of the projectariat« (2021) analysiert Kuba Szreder die prekären Arbeitsbedingungen in den sich ständig erweiternden Netzwerken der zeitgenössischen Kunst. Von »A wie Aftermath (of the pandemic)« bis »Y wie You are Not Alone« thematisiert er eine grundlegende Ambivalenz der Organisation von Projekten zwischen dem Versprechen, die künstlerische Praxis zu erleichtern, und der harten Realität einer the-winner-takes-it-all-Wirtschaft, die strukturell von Wettbewerb und Ausgrenzung geprägt ist.
»Just as proletarians had nothing to lose but their chains, the projectarians have nothing to miss but their deadlines.«
Basierend auf einer zufälligen Auswahl von Beiträgen aus dem ABC wird Szreder in seinem performativen Vortrag die Höhen und Tiefen dieser unberechenbaren Existenz ansprechen. Im Anschluss gibt es ein Gespräch mit Alistair Hudson, dem wissenschaftlich-künstlerischen Direktor des ZKM, und Constanze Fischbeck, der stellvertretenden Direktorin der HfG, über die aktuelle Debatte zur prekären Arbeit in der Kunst und im weiteren Sinne in der Kreativwirtschaft.
»The ABC of the projectariat: living and working in a precarious art world« (2021) ist bei Whitworth und Manchester University Press erschienen. Das Buch ist auch im ZKM Shop erhältlich.
Foto: © Kuba Szreder