MusikTheater

Langweilig ist es nie geworden: Im Dezember geben Leopold Kern und Herbert Wolfgang die Leitung der Schönen im Musiktheater des E-Werks ab

Fast 48 Jahre ist es her, dass das freie Freiburger Musiktheater – damals unter dem Namen „Die Schönen der Nacht“ – seine ersten Auftritte hatte. Im Dezember übergeben seine Gründer das Theater an wohlbekannte Nachfolger.

Für Leopold Kern und Herbert Wolfgang ist das ein Anlass für den Rückblick auf ein intensives Theaterleben: erlebnisreich, herausfordernd, abenteuerlich, erfüllt und kreativ, sagen die beiden. „Da ließe sich ein dickes Buch füllen mit Geschichten, Ereignissen und Begegnungen. Langweilig ist es jedenfalls nie geworden.“

Es begann 1977 mit „Late Night Shows“ im damals legendären „Theatercafe“ des Theaters Freiburg. Auf Tourneen und Auftritte auf nationalen und internationalen Festivals folgten viele Gastspiele in Mexiko. Die Bühne ihrer Theater-Freundinnen in Mexico-City wurde zur zweiten Heimat. Von dort kam auch der starke Impuls, ein eigenes Theater in Freiburg zu etablieren. Mit Erfolg.

Denn das „Musiktheater im E-Werk“ hat sich seither weit über die Grenzen Freiburgs hinaus einen Namen gemacht als innovativer Ort für gute Unterhaltung. Viele eindrückliche Musikprogramme sind dort entstanden: Von Mozarts „Schauspieldirektor“ bis hin zu Operetten wie „Die Blume von Hawaii“ oder „Im Weißen Rössl“, von Programmen mit Musik der Zwanziger Jahre, vor allem von Kurt Weill und Hanns Eisler, bis zum Musical „Cabaret“ und den Rock- und Pop-Hits von „Ewig Jung“. Ob mit Schienen-Hits im „Nachtexpress“ reisend oder bei „Zartbitter“ der musikalischen Versuchung der Schokolade zu erliegen, immer wieder aufs Neue ist es dem Theater gelungen, das Publikum zu überraschen.

 

Das Musical „Cabaret“ kommt im Oktober und November noch einmal auf die Bühne © Milad Adrah

Die leichte Muse hat es Wolfgang und Kern angetan, immer aber präsentiert auf ihre Art: „Wir haben die Figuren ernst genommen, mit ihren großen Gefühlen – und gleichzeitig mit einem Augenzwinkern“, beschreibt Leopold Kern das Erfolgsrezept und verweist auf eine Diva der 1920er Jahre, Fritzi Massari, als Inspiration: „Sie hat Gefühle ehrlich rübergebracht und gleichzeitig merkte man, ah, sie spielt und kokettiert damit.“  

Sehr zur Freude des Publikums, das in dem kleinen Theaterraum hautnah am und manchmal im Bühnengeschehen sitzt. Ein Spiel auf Gegenseitigkeit: „Für uns ist die räumliche Nähe zum Publikum immer auch ganz wichtig gewesen“, so Kern. In einem kleinen Raum großes Musiktheater zu zaubern, war und ist freilich nicht immer einfach und kostet mit dem organisatorischen „Drumherum“ auch viel Kraft. 

Für Leopold Kern und Herbert Wolfgang ist deshalb die Zeit gekommen, das Theater zu übergeben. Ihre letzte Spielzeit startet am 4. und 5. Oktober mit der Musical-Comedy-Show „Life-ToHuWaBoHu!“ mit Camilla Kallfaß, bevor am 11. und 12. Oktober die „Shoo Shoos“ ihr Programm „Der Schatz im Titisee“ präsentieren. Vom 18. Oktober bis zum 16. November öffnet dann der KitKat Club seine Türen zu „Cabaret“. Neben den brillanten Songs ist das Musical hochaktuell als Parabel über gesellschaftliche Tendenzen. Und vom 22. November bis 14. Dezember beweist in „Ewig Jung“ eine schräge Seniorentruppe, dass es sich auch mit morschen Knochen und falschen Gebissen richtig gut rocken lässt. Beste Gelegenheit für Leopold Kern und Herbert Wolfgang sich von Ihrem Publikum zu verabschieden.

Ende des Jahres übergeben die beiden die Leitung des „Musiktheater im E-Werk“ an Stefanie Verkerk und Martin Schurr. Beide bekannt aus vielen Programmen als Darstellende, aber auch als Choreografin und als Regisseur. Leopold Kern: „Damit übergeben wir unser Theater zuversichtlich in erfahrene Hände.“ Und Herbert Wolfgang freut sich mit ihm darüber, „dass das ‚Musiktheater im E-Werk‘ als innovativer Ort für gehobene Unterhaltung weiterbestehen wird.“

 

Bildquellen

  • Das Musical „Cabaret“ kommt im Oktober und November noch einmal auf die Bühne: © Milad Adrah
  • Leopold Kern und Herbert Wolfgang: © Doreen Eich