Kultur

Möglichkeitsraum zwischen Mensch und Natur: Die Mulhouse Biennale der Fotografie zeigt auch in Freiburg zwei Ausstellungen im Rahmen des binationalen Festivals

Die MBP – Mulhouse Biennale der Fotografie ist ein Festival, das sich der Förderung zeitgenössischer Fotografie über Grenzen hinweg durch ein starkes, vereintes Ergebnis widmet. Basierend auf einem ständig erneuerten Thema hebt das Programm international anerkannte Künstler:innen hervor und entdeckt neue Talente aus der Region Grand Est und darüber hinaus. Seit 2013 fanden fünf Ausgaben statt.
Wir sind am point of no return, am Punkt ohne Wiederkehr? Und wohin jetzt? Beim diesjährigen Festival richten die Künstler:innen ihr Objektiv auf die Zukunft unseres Planeten. Die Dichotomie zwischen Betrachter und Gegenstand, die dem Medium zugrunde liegt, trifft hier auf die Frage nach dem Verhältnis zwischen Mensch und Natur. 15 Künstler:innen und Kollektive, dreizehn Ausstellungen, vier Städte. Hier werden neben Fotografien auch Installationen, Filme, alternative Druckprozesse und narrativ gestaltete Ausstellungen gezeigt. Landschaftsfotografie von Raymond Meeks, Awoiska van der Molen, Andrej Polukord, Felix Lampe, Bénédicte Blondeau, Nigel Baldacchino, zeigen die Schlachtfelder und Ruinen die der Mensch in der Natur hinterlassen hat, aber auch Natur, die im Urbanen Raum überlebt. Utopie und Dystopie treffen nicht nur im Motiv, sondern auch im Prozess aufeinander, wenn Vanessa Cowling und Léa Habourdin alternative Fotografie und Drucktechniken zeigen. Terri Weifenbach und Laurence Kubski visualisieren mit ihren Werken zu Luft und Lieferketten das, was sich nicht direkt mit der Linse einfangen lässt. Die seit dem 13. September laufenden Ausstellungen, acht in Mulhouse, zwei in Thann und Freiburg und eine in Homburg können noch bis zum 13. Oktober besucht werden.
Im Möglichkeitsraum unserer postindustriellen Gegenwart zwischen Zukunft und Vergangenheit, Mensch und Natur, Tradition und Modernität werden die “impossible worlds” erforscht. Kein Motiv steht so sinnbildlich für die Verbindung zwischen uns und unserer Umwelt wie Wasser. Wasser umgibt Mensch und Planet fast schon so selbstverständlich, dass die Komplexität dieser Verbindung untergeht.

Karin Jobst: „OCEAN Transatlatic Seaway“, 2012-2024 © Karin Jobst

Gabriel Goller und Karin Jobst zeigen im DELPHI_Space die von Hanna Weber kuratierte Ausstellung „Troubled Surface“. Zwei Ansätze, ein Motiv. Gabriel Göller zeigt unter dem Titel “Everywhere is a better place” eine Fotoserie, die das hektische Leben und die kulturelle Vielfalt Lagos’, ruhige Momente und die Realität dieser Metropole dokumentiert. „oooh yes! Premium Water” steht auf den in den Fotografien omnipräsenten Plastikbeuteln, die in Lagos als Einwegbehälter verkauft werden. Karin Jobst zeigt ihr filmisches Werk “OCEAN – Transatlantic Seaway”. Die fast 300 analogen Aufnahmen, die während einer zwölf-tägigen Containerschifffahrt von Hamburg nach New York stündlich aufgenommenen wurden, zeigen, wie die Farbe der Wasseroberfläche von den wechselnden Himmel-Reflexionen und den Bewegungen beeinflusst wird. Sie wurden zu einem Film zusammengefügt, welcher als chromatische mehrstündige Erfahrung den ganzen Raum erfüllt. Im Mittelpunkt steht ein immersives Erlebnis der Betrachtung des Wassers, das den Ausstellungsraum in eine eindrucksvolle Farbwelt transformiert.

Bildquellen

  • Karin Jobst: „OCEAN Transatlatic Seaway“, 2012-2024: © Karin Jobst
  • Gabriel Goller: „Everywhere is a better place“, 2023-2024: © Gabriel Goller