Kunst

Scharf und hintergründig: „Typisch Dreiland!“ Cartoons von Peter Gaymann in einer Ausstellung im Dreiländermuseum in Lörrach

Als vielseitiger Zeichner lässt sich P. GAY in der Ausstellung „Typisch Dreiland“ kennenlernen sowie zudem als gewitzter Beobachter menschlicher und nationaler Besonderheiten, manchmal in Gestalt von Hühnern, die bekanntlich lachen können. Wo Frankreich, Deutschland und die Schweiz im Dreiländereck aufeinandertreffen, besteht ein reger Grenzverkehr, der Gemeinsames, Unterschiede und Vorurteile sichtbar macht. Davon hat sich der Cartoonist und Autor Peter Gaymann inspirieren lassen und – beim Blick auf verschiedene Lebensbereiche dieser Länder – Markantes entdeckt. Wer von den Dreien am besten recycelt, sei dahingestellt. Sagt aber ein Deutscher „wir können Auto“, darf der Schweizer unverzagt antworten: „wir können Tempolimit“. Ins Nachbarland kommen die einen vor allem zum „Gucken“, die anderen zum Kaufen? Dass Schweizer die längsten Tunnel bohren und viel Bahn fahren, steht fest. Ist in den drei Ländern die Lieblingsfarbe auch Blau, die Katze das bevorzugte Haustier und die Patentanmeldungen enorm, so bleiben empfindliche Differenzen – genau besehen; allerdings wohl kaum zwischen den „Wellness-Hühnern“, die sich in der Region zwischen SPA und Art-Shop international tummeln.

Peter Gaymann: „Einkaufen im Elsass“ © Peter Gaymann

Zu den von Peter Gaymann geschätzten Kollegen gehören u.a. F.K. Waechter, Tomi Ungerer und Sempé; zu letzterem findet sich in der Schau in Lörrach eine reizend gezeichnete Hommage. Mehrere Cartoons persiflieren den Kunstbetrieb sowie berühmte Künstler wie Cezanne, Monet und Renoir. Gaymann kennt Frankreich, weiß, dass das Land als Reiseziel punkten kann, „Enten“ hier unter Artenschutz stehen und am Nationalfeiertag für die „Patrie“ eine Hühner-Batterie marschiert. Von Bordeaux bis Honfleur fachsimpelt man über Boulespielen und Wein, auch im benachbarten Elsass, wo sich ferner Störche grenzüberschreitend versorgen können. Im Schwarzwald kämpft man indessen gegen Funklöcher und heftige Wetter und lässt durch das etwas tumbe badische „He Jo“ aufhorchen, was Gaymann ebenso trefflich aufspießt wie das Markgräflerland, eine Art von Toskana, insbesondere laut Speisekarte, die „Leberle al dente“ und „Brägele fatto a casa“ anbietet.
Peter Gaymann hat zahlreiche Bücher veröffentlicht und seine mit dem Kürzel P. GAY unterzeichneten Cartoons wurden durch Postkarten und Kalender einer breiten Öffentlichkeit bekannt; populär machten sie überdies Publikationen in Printmedien, darunter ZEIT, Brigitte, taz; seine Serie „Paarprobleme“ war äußerst beliebt. Hühner mit menschlichen Eigenschaften sind sein Markenzeichen, sie transportieren – versehen mit pointierten Sprechblasen – erhellende Beobachtungen; scharf und hintergründig, aber nie fies, sind es Karikaturen, die erheitern und dem Denken einen Richtungswechsel ermöglichen. Gaymanns Gespür für die ernsthafte Hinfälligkeit der Kreatur erweist sich nicht zuletzt an der Aktion ‚Demensch‘, die er 2013 mit dem Gerontologen Thomas Klie ins Leben rief. Parallel zu den künstlerischen Exponaten vermittelt die Schau in Lörrach einige Fakten zur Bedeutung von Bier, Baguette, Bisous, Heimat, Eigentum, Käse oder Röstigraben in den drei Ländern, die Klischees entgegenwirken können, vor denen sowieso gewarnt sei. Sapere aude!

Peter Gaymann. Typisch Dreiland. Dreiländermuseum. Basler Straße 143. Lörrach. Di-So 11-18h. Ein Veranstaltungsprogramm ergänzt die Ausstellung, darunter Zeichenworkshops für Jung und Alt. www.dreilaendermuseum.eu. Bis 17.11.2024

Bildquellen

  • Peter Gaymann: „Einkaufen im Elsass“: © Peter Gaymann
  • Peter Gaymann: © Atelier Claudia Reiter