Barbara Steitz (1954–2021) – Eine Künstlerin, die bedeutsam gewesen ist
Die Malerin Barbara Steitz wurde 1954 in Saarbrücken geboren, 2021 verstarb sie in Freiburg. Es lohnt ohne Zweifel, an sie und ihr Oeuvre zu erinnern – zumal sie weithin unbekannt blieb und auf dem Kunstmarkt nicht wirklich präsent ist.
Barbara Steitz studierte von 1973 bis 1978 an der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste in Karlsruhe. Sie schloss mit zwei Staatsexamina ab. Ihr Professor Albrecht von Hancke stand ein für sensible Zeichnung menschlicher Figuren. Das hat sie bei ihm gelernt, doch bald schon ganz eigenständig umgesetzt. Denn das häufige Schwarz-Weiss des Lehrers genügte ihr nicht. Gleichsam jugendliche Eitempera-Arbeiten aus den späten 1970er und frühen 1980er-Jahren zeigen den Drang nach Farbe und Abstraktion und ihrem Widerstreit mit dem Figürlichen. Ja, sie strebte nach Farbe, sehr schnell bereits in gleichsam wilden Kombinationen von Rot, Ocker, Blau und Weiß. Die Sujets fand sie ebenfalls zu Beginn der Karriere: Menschliches in allen seinen Daseinszuständen, Metaphorik und Transzendenz, Spannungen zwischen Format und konkreter Materialität, Überarbeitung des Vorgefundenen (etwa in historischen Erzählungen oder Fotografien), Selbstfindung. Eine erste Ausstellung 1984 in der angesehenen Saarbrücker Galerie Elitzer zeugt davon.Dann kommt die Sprengung des Formats: bei einer Acryl-Arbeit zum Lothringer Malerei-Symposion 1984 mit den Maßen 250 cm (Höhe) mal 500 cm (Breite) oder der „Entwicklung des Handwerks“ 1990 für den Konferenzraum der Handwerkskammer des Saarlands (320 x 1.200 cm). Und der Stil hat sich jetzt entwickelt und – auch bei manch namhaften Kolleg:innen – etabliert. Man spricht von der neuen Figurativen Malerei der 1980er Jahre. Viele Häuser thematisierten das. Das Frankfurter Städel-Museum widmete dem 2015 ein eigenes Symposion. Den Begriff ‚Neue (Junge) Wilde‘ prägte der Kunsthistoriker Wolfgang Becker anlässlich seiner Ausstellung in der Neuen Galerie der Sammlung Ludwig in Aachen 1980. Zu den Akteuren dieser neuen Kunstrichtung der ‚Nouveaux Fauves‘ zählen wir in Deutschland Elvira Bach und viele andere. Barbara Steitz gehört letztlich auch dazu.
1983 gewann sie den Kunstpreis von Zweibrücken. 1985 erhielt sie das Stipendium der „Cité Internationale des Arts Paris“ des Landes Baden-Württemberg, bis 1995 hatte sie dann ihr Atelier in Paris weiterhin behalten. „Hier boten sich vielfältige Möglichkeiten, außereuropäische Kulturen kennenzulernen. Besonders die Formensprache und Magie der afrikanischen Stammeskulturen gaben ihr starke Impulse“ – so notierte es eine alte Studienfreundin im Nachruf. Parapsychologie, Schamanen-Tum, der Zen-Buddhismus, das Dao-Duo Yin-Yang – all dies beschäftigte Barbara Steitz und floss in ihre Malerei ein.
Eine Arbeitsserie „Köpfe“, beginnend 1993, thematisiert das menschliche Antlitz, oft maskenhaft, manchmal wie ein Selbstporträt erscheinend. Die „Knospen“, eine jüngere Folge der 2010er-Jahre, weichen deutlich stärker in die Abstraktion. Nur folgerichtig bleibt, dass sie sich auch den „Tieren“ widmete. So begann ihre Idee „Katzentrisch“, Katzentier-Ähnliches also, zentriert eben auf die Kreatur selbst, meist den Kopf – gezeigt im Alten Schloss beim Kunstverein Dillingen im Saarland 2008. Dies Tier, das dem Menschen stets so nah ist, das schon die Alten Ägypter vergötterten, in dem wir uns selbst leicht wiederfinden mögen. Damals sagte sie auch ihr Credo: „Ich betone beim Arbeiten die bewusste innere Leere und Offenheit, möglichst frei von Emotionalität, die sich vollkommen auf das Bildgeschehen einlässt. Die Malerei wird zur Meditation. Die Bilder
wachsen, verändern sich, ohne aggressives Vorgehen. Kommt doch Emotionalität ins Spiel, wird sie angenommen, nicht bekämpft. Das Übermalte scheint teilweise durch, ist erahnbar, bleibt jedenfalls in seiner
energetischen Kraft im Bild erhalten. Die Bilder bekommen so eine innere Dynamik, in der Vergangenes, Gegenwärtiges, Wandel und Zeitabläufe integriert werden. Der Malprozess wird dann abgeschlossen, das heißt, das Bild ist dann fertig, wenn es den Zustand eines dynamisch-harmonisches Spannungsverhältnisses erreicht hat, ähnlich
dem Yin-Yang-Prinzip, welches auf Gegensätzen beruht, sie doch in Harmonie steigert und gleichzeitig vereint.“
Am Ende nahm ihr eine tödliche Krankheit die Kraft, die Produktivität nahm ab, vielfach übermalte sie noch frühere Bilder. Barbara Steitz war stets kommunikativ und mitteilsam, sie sprach auch über ihre künstlerische Arbeit. Doch, jedenfalls aus eigenem Impuls, scheute sie zurück, sich selbst über die Maßen anzupreisen. So kamen am Ende doch nur wenige Ausstellungen zustande. Es bleibt im Nachlass ein Konvolut von etwa 300 Leinwänden, viele davon großformatig. Ein Schatz, der unbedingt noch gehoben werden sollte.
Info: https://barbara-steitz.de/
Bildquellen
- Aus der Serie „Katzentrisch“, Acryl auf Leinwand, 150 x 200 cm: © Steitz-Lausen
- Barbara Steitz: Foto: privat