Zum Anlass des Weltflüchtlingstags am 20. Juni sucht die Katholische Akademie den gesellschaftlichen Dialog und künstlerische Begegnungen
In der Auseinandersetzung um die Flüchtlingspolitik zwischen Bund und Ländern, der Diskussion über Finanzen und Kontingente, wird leicht darüber hinweggesehen, wie es den Menschen selbst ergeht, die aus ihrem Land fliehen mussten. Um ihnen zu gedenken, wird seit 2001 jährlich am 20. Juni der Weltflüchtlingstag begangen. Dieser Tag soll dabei helfen, die Situation von Menschen auf der Flucht nicht zu vergessen und über die Verbesserung der Bedingungen von Flucht und erzwungener Migration zu sprechen. Dieses Ziel verfolgt auch ein Aktionstag in der Katholischen Akademie am 20. Juni, in Kooperation mit FAIRburg e. V., dem Theater im Marienbad und dem Theater Freiburg.
„Wir leben als Privilegierte in einer Welt, in der Menschen durch Kriege und Verfolgungen zur Flucht gezwungen werden, manche auch durch Entwicklungen, die wir durch unsere Weise des Wirtschaftens und des Verbrauchens erst erzeugen. Denken Sie an die Klimaflüchtlinge.“ So Josef Mackert, Studienleiter der Katholischen Akademie. Jedes Jahr richtet die Akademie aus diesem Anlass eine Veranstaltung am Weltflüchtlingstag aus. Dieses Jahr liegt der Schwerpunkt auf der Situation der in Deutschland angekommenen Menschen.
Ab 19.30 Uhr wird es in der Katholischen Akademie Gespräche und Diskussionen geben, wobei verschiedene Gesprächspartner:innen geladen sind, von Jasmin Ateia (Kreisvorsitzende Bündnis90/Die Grünen, Freiburg) über Şenay Awad (Sozialdienst muslimischer Frauen Freiburg e. V.), Hanno Hurth (Landrat, Landkreis Emmendingen), Gabi Rolland MdL (SPD, Freiburg) bis zu Dr. Katja Niethammer (Leiterin des Amtes für Migration und Integration der Stadt Freiburg). Die Expert:innen werden ihre Einschätzungen vortragen und sich den Fragen der Teilnehmenden stellen. „Dabei interessiert uns weniger die kontroverse Debatte, als vielmehr die gemeinsame Suche nach Lösungen. Dafür sind alle Erfahrungen und alle Vorschläge willkommen, sofern sie nicht menschenverachtende oder diskriminierende Positionen vertreten“, so Mackert. Jenny Warnecke vom koopierenden, interkulturellen Verein FAIRburg ergänzt: „Es ist für uns als Gesellschaft entscheidend, Migrant:innen als Expert:innen wahrzunehmen, sie einzubinden – gerade auch in Fragen des Ankommens, in denen sie uns Mehrheitsgesellschaft viel voraus haben. Mit Şenay Awad vom Sozialdienst muslimischer Frauen und Olena Neumann vom Wegweiser Bildung sitzen am 20. Juni Expertinnen für große Freiburger Flüchtings-Communities auf der Bühne, die den politischen Verantwortungsträger:innen Einblicke geben und die richtigen Fragen stellen. Diese Brückenfunktion ist wichtig.“
Als ehemaliger Leitender Dramaturg und Chefdramaturg am Theater Freiburg (2002–2016) interessiert Veranstalter Josef Mackert auch die künstlerische Perspektive. Im Vorfeld des
Gesprächsabends, um 16 Uhr ist im Theater im Marienbad das Kinderstück „Der Koffer“ (ab 4 Jahren) zu sehen. Dabei wird die Geschichte eines Wesens erzählt, das einen mysteriösen Koffer mit sich herumträgt. Die Tiere, die es beobachten, sind misstrauisch und neugierig – schließlich öffnen sie den Koffer. Das kleine Stück für vier Schauspieler:innen erzählt vom Fremdsein und Ankommen; vom Fehlermachen und von der Kraft des Verzeihens. Musikalisch wird es um 22 Uhr zum Ausklang in der Akademie. Das Heim- und Fluchtorchester unter der Leitung des Musikers Ro Kuijpers und mit jungen Musiker:innen aus aller Welt und aus Freiburg spielt auf. Josef Mackert kennt das Orchester bereits aus seiner Zeit am Theater: „Es entstand aus einem Moment, wo uns im Theater ein Junge seine Geige als das einzige gezeigt hat, das er auf der Flucht gerettet hatte.“ In diesem Moment wurde man erneut daran erinnert, dass man die Angekommenen nicht bloß als Problem sehen dürfe: „Die zu uns kommen, die bringen auch etwas mit. In diesem Fall die Musik. Und wenn wir anfangen, zusammen zu musizieren, dann werden wir auch Wege finden, zusammen zu leben.“
Weitere Informationen: www.katholische-akademie-freiburg.de
Bildquellen
- Es bleibt die Frage: Wie kommen wir zusammen?: Foto: Ahmed Akacha / Pexels