Im Gespräch: Zomb!e, Newcomer-Rapper aus Freiburg, über seine EP „Invasion“
Seit heute ist Zomb!es erste EP „Invasion“ auf allen gängigen Streamingplattformen zu finden. Vorab gab er uns die Gelegenheit in seine erste Veröffentlichung reinzuhören – auf lässigen Beats spricht er zwischen Humor und Ernst über Politik, Faschismus und Drogenkonsum. Elisabeth Jockers sprach mit dem Masken-Rapper über seine musikalische Entwicklung, Drogenpolitik, autobiografische Inhalte und Pläne für die Zukunft.
Kultur Joker: Die „Invasion“-EP ist deine erste Veröffentlichung unter dem Pseudonym Zomb!e. Beim Durchhören hatte ich direkt Lance-Butters-Vibes – ähnlich arrogant, genauso selbstironisch witzig, genauso viel Weed. Hörst du sonst auch Rap? Oder wie sieht deine Musikhistorie aus?
Zomb!e: Meine große Jugendliebe war Punkrock, weswegen ich auch in der Punkszene unterwegs war und in einer Punkband spielte. Ich habe hauptsächlich Green Day, Toxoplasma, Wizo, SIK, Terrorgruppe und ähnliche Bands gehört. „Hopper“ waren für mich die Idioten, mit denen es auf dem Schulhof schnell mal zu einer Schlägerei eskalierte. Dementsprechend konnte ich damit zunächst nicht viel anfangen. Später hatte ich dann ein offeneres Ohr und kam erstmals mit Lance Butters in Berührung, weswegen ich den Vergleich sehr nice finde, da er für mich ein unentbehrlicher Comedy-Rapper ist (auch wenn Lance das eventuell anders sehen könnte…). Ich habe Rap als Reimkunst kennengelernt und weil ich früher schon gerne Gedichte geschrieben habe, fing ich an, mich mehr mit Rap auseinanderzusetzen. Schnell kamen weitere Artists dazu. Die für mich heute wichtigsten sind Morlockk Dilemma, Edgar Wasser, MXM, JAW, Hollywood Hank, Pöbel MC und die Superlative ist und bleibt Waving The Guns (bzw. Milli Dance).
Kultur Joker: Als ich das Album in der Redaktion gehört habe, wurde ich gleich nach dem ersten Track gefragt, wer das ist. Der Sound macht Spaß, du kommst, um dich selbst zu zitieren, „lässig auf den Beat“. Bist du allein zuständig für den Sound? Oder hattest du Hilfe bei den Beats?
Zomb!e: Das freut mich krass zu hören, denn Spaß zu machen ist mein einziges Leitziel. Als ich angefangen habe Texte zu schreiben, war für mich klar, dass ich einen unverwechselbaren Sound haben möchte. Ich habe anfangs sehr viel herumexperimentiert und verschiedene Styles mit Beats von Youtube ausprobiert, aber nichts hat mir zu 100 Prozent zugesagt. Dann habe ich mir das Keyboard meiner Schwester geschnappt und angefangen Samples aufzunehmen und diese dann zu den Beats zu basteln. Mir war wichtig, dass die Beats simpel sind und meinen ausgeprägten Hang zu Schwachsinnigkeiten und Hedonismus verklanglichen. Mit weiterem Experimentieren kam dann der Sound zustande, der nun auf der EP zu hören ist.
Ich werde weiterhin auf diesen Kurs setzen, weil nicht nur das Hören der Tracks Bock macht, sondern mir auch das Performen und Texten große Freude bereitet. Es wird auch weiterhin so bleiben, dass der Großteil der Beats lässig und fröhlich bleibt, aber einzelne Tracks, wie „Koffermann“, einen düsteren Charakter aufweisen werden.
Auch wenn die Beats selfmade sind und bleiben, muss ich hier noch abschließend anmerken, dass ich jahrelang kläglich versucht habe die Vocals aufzunehmen und zu bearbeiten. Irgendwann habe ich aufgegeben und mich an den talentierten Franklin vom Moonway-Studio gewandt, daher geht der krasse Sound der Vocals definitiv auch auf sein Konto.
Kultur Joker: In „Herren in Blau“ kritisierst du die deutsche Drogenpolitik, im „Antikapitalistischen Intro“ lässt du Ranga Yogeshwar für dich über die ungleiche Verteilung des Kapitals sprechen und auf „Koffermann“ hören wir klare antifaschistische Statements. Kleines Gedankenspiel: Was würde Zomb!e ändern, wenn er für einen Tag Kanzler wäre?
Zomb!e: Also normalerweise kann ein Kanzler ja an einem Tag nicht so viel ändern, aber wenn ich Kanzler wäre, würde ich natürlich eine nie dagewesene Krassheit an den Tag legen und Deutschland letztendlich retten mit allem, was schon längst überfällig ist: Bedingungsloses Grundeinkommen für alle wäre Schritt 1. Ich würde auch das Recht auf Rausch in die Verfassung aufnehmen und alle Drogen für Erwachsene legalisieren sowie deren Produktion verstaatlichen. Die Steuereinnahmen daraus würde ich z.B. in Suchtprävention stecken. Ansonsten finde ich noch wichtig, aus meiner Sicht für die Gesellschaft schädliche Zusammenschlüsse wie CDU, FDP, AfD und das Jobcenter zu verbieten und Reiche zu enteignen, auch wenn ich Christian Lindner weiterhin in seiner Villa leben lassen würde, weil er für die Meme-Welt unentbehrlich bleibt.
Kultur Joker: Auf einem großen Teil deiner Tracks sprichst du über Drogenkonsum und deinen Alltag. Wie autobiografisch ist denn die „Invasion“-EP? Oder trennst du klar zomb!e von dem Typen hinter der Maske?
Zomb!e: Also vor ab muss ich sagen, dass ich über nichts rappe, womit ich keine Berührungspunkte habe. Ich habe über vier Jahre Therapie-Erfahrung, nehme Psychopharmaka, war ne ganze Zeit lang arbeitslos und sammelte auch anderweitig meine Erfahrungen mit weltlichen Genüssen 😉. Mein Freundeskreis sah und sieht natürlich entsprechend aus. Allerdings lebe ich heute deutlich ruhiger als früher. Zomb!e ist definitiv eine von mir erschaffene Kunstfigur, die eine Überspitzung von mir, meinem Freundeskreis und dem, was ich früher war, darstellt. Insofern verarbeite ich mit meiner Musik und dem Basteln an dieser Kunstfigur meine früheren Erfahrungen. Jeder kann entscheiden, wie viel er/sie für bare Münze nimmt oder was man für überspitzt hält. Aber mir ist ganz wichtig, dass gerade jüngere Hörer*innen sich kein Vorbild an meiner Kunstfigur nehmen, was Substanzmissbrauch angeht. Ich glaube, dass ein Zomb!e-Leben ein sehr schneller Weg in die Psychiatrie, den Knast oder auf den Friedhof wäre, also immer langsam machen ihr Kiddies…
Kultur Joker: Jetzt wo deine erste EP veröffentlicht ist, gibt es Grund genug zum Feiern. Mal ehrlich, wie wirst du den Releasetag verbringen? Gibt’s schon Pläne?
Zomb!e: Was Konkretes ist noch nicht geplant, ich werde aber definitiv zu Hause sein und mir einen Drink mit ein, zwei Freunden genehmigen. Ich schaue auch ab und zu mal bei Instagram rein, weil ich unfassbar gespannt bin, wie die Reaktionen sein werden. Ich bekomme sehr viele Zusprüche und weiß, dass einige Leute sehr heiß auf die EP sind und mir ihr Feedback zukommen lassen werden. Abends startet ein von Franklin organisiertes Event, was zwar nichts mit meiner EP zu tun hat, aber für Rap aus 79 sehr wichtig ist. Auch da werde ich teilnehmen. Und weil ich an dem Tag sowieso schon sehr viel mit Rap zu tun habe, werde ich über den Tag auch noch an ein paar Projekten weiterarbeiten… Nach der EP ist schließlich vor der EP.
Kultur Joker: Und auf was können wir uns als nächstes freuen? Gibt’s schon Projekte für die Zukunft, über die du sprechen möchtest?
Zomb!e: Da kommt einiges. Ich arbeite gerade noch an einer EP, die diesen Sommer produziert wird und Ende des Jahres veröffentlicht werden soll. Da fehlt nur noch der Feinschliff an manchen Tracks. Der Sound bleibt gleich, die Texte werden aber technisch deutlich auf das nächste Level gehoben und auch ein klitzekleines bisschen politischer. Auf der neuen EP wird es Berichte aus der Psychiatrie, Auseinandersetzungen mit staatlichen Autoritäten und ein kleines Comeback vom Koffermann geben.
Außerdem wird im Lauf des Jahres mindestens ein Freetrack erscheinen, zu dem ich mal im Voraus sage, dass er vor allem meinen Brokkoli-abhängigen Fans sehr zusagen wird und „Läuft 420“ oder so ähnlich heißen wird. Außerdem stehen ein paar Feature-Anfragen von Künstlern aus 79 oder darüber hinaus aus, denen ich mich auch noch hingeben werde. Und weil ich wirklich ohne zu übertreiben extrem coole Leute in meiner Gefolgschaft auf Instagram habe, werde ich diese weiterhin dankend mit dem üblichen Nonsens versorgen. Insgesamt wird es viel zu tun geben, ich bin hart motiviert meine Kiddies weiterhin mit qualitativem Nonsens zu versorgen und bin gespannt wo die Reise noch hingehen wird.
Kultur Joker: Lieber Zomb!e, ich danke dir für das Gespräch und wünsche dir viel Erfolg für die Zukunft.
Die „Invasion“-EP könnt ihr auf allen gängigen Streamingdiensten wie Spotify, Apple Music, Itunes, Amazon Music etc seit heute, 28. Januar 2022, hören.
Weitere Infos: www.instagram.com/zombieofficialrap
Bildquellen
- Rapper Zomb!e veröffentlichte heute seine erste EP „Invasion“: Foto: Zomb!e