Liebe am Werk – Berühmte Künstlerpaare (ARTE Doku-Reihe)
Der deutsch-französische Fernsehsender ARTE stellt in einer 2019 gestarteten Doku-Reihe bekannte Künstlerpaare vor. Auf ungewöhnliche Weise werden die Biografien der Paare mit dem Hintergrund ihrer Zeit verwoben. Komprimiert in jeweils einer halben Stunde sind bisher neun Folgen entstanden. Unabhängig von ihren Sendezeiten im Abendprogramm, können die Filme in der Mediathek abgerufen werden und bleiben dort bis Juni des Jahres eingestellt. Entstanden sind ausgesprochen lebendige und kurzweilige Filmcollagen, bei denen biografische Fakten, Fotos, Filmausschnitte und passend unterlegte Musik zu leichtfüßigen Porträts zusammengefügt sind.
Unter den ausgewählten Paaren sind so bekannte und viel beachtete wie Frieda Kahlo & Diego Rivera, Paula Becker & Otto Modersohn oder Gabriele Münter & Wassily Kandinsky. Diese schon seit Jahrzehnten in den Medien präsenten Partnerschaften locken vielleicht nicht mehr hinterm Ofen vor, die Art und Weise des ARTE-Biopics jedoch sehr wohl. Viel Neues eröffnet sich durch die Porträts der weniger bekannten Paare. Dazu gehören Jeanne Hebuterne und Amedeo Modigliani und die beiden als Kriegsfotograf*innen im spanischen Bürgerkrieg tätigen Gerda Taro & Robert Capa. Bei diesen beiden Paaren sind die Männer posthum zu großer Berühmtheit gelangt und die Frauen fast vollständigin Vergessenheit geraten. Eine Tatsache, die keine Seltenheit, sondern für die meisten Künstlerinnen traurige Realität war. Erst viele Jahre nach ihrem jeweiligen Tod sollte sich das ändern. So ist der Blick auf die Frauen der eigentlich interessante. Ein Fund verloren geglaubter Bilder von Jeanne Hebuterne in den 90er Jahren ließ sie aus dem Schatten Modiglianis treten. Das allgemeine Interesse wandte sich um die Jahrtausendwende zunehmend der Kunst von Frauen zu. Die Akzente von Ausstellungen veränderten sich und der Fokus richtete sich auf die weibliche Sicht der Dinge.
Kriegsfotografinnen wurden in Ausstellungen gezeigt und mit ihnen Gerda Taro. Auch Lee Miller, die mit Man Ray liiert war, entwickelte sich von der schönen Muse zur bekannten Kriegsfotografin. Sie begleitete mit ihrer Kamera die Alliierten-Truppen auf ihrem Vormarsch nach Deutschland und war als eine der wenigen Frauen bei der Öffnung eines KZ‘s dabei. Ihre Fotos vom KZ Dachau sind erschütternde Zeitdokumente. Im Film wird klar wie sich Akzente zwischen Paaren verschieben können. Lee Miller trat aus dem Schatten ihres einstigen Lehrmeisters und Geliebten Man Ray heraus. Letztes Jahr tourte eine Einzelausstellung mit Lee Millers fotografischen Arbeiten durch Deutschland und die Schweiz. Auch in diesem Jahr können Fotos von ihr hierzulande betrachtet werden. Aktuell wartet in den Opelvillen in Rüsselsheim die Ausstellung „Lee Miller. Hautnah. Fotografien von 1940 bis 1945 “ auf das Ende des Lockdowns. Laufzeit der Ausstellung ist bis Juli 2021.
Die Verbindung von Kunst und Leben hat immer fasziniert, kommt die Liebe hinzu, ist für Spannung, Drama, Leidenschaft gesorgt. Nur in seltenen Fällen scheinen die Künstlerpaare gleichwertige und harmonische Beziehungen geführt zu haben. Die Doku-Porträts von Georgia O’Keefe & Alfred Stieglitz, Emilie Flöge & Gustav Klimt, sowie Claude Cahun & Marcel Moore vermitteln den Eindruck, dass diese Paare wohl zur Ausnahme von der Regel gehörten. Gleichberechtigung und eine gewisse Unabhängigkeit voneinander zeichnet sie aus.
Die informative und unterhaltsame ARTE-Reihe veranschaulicht die komplexen Lebensgeschichten – ohne zu viel Schwere und doch mit dem nötigen Tiefgang. Auf Fortsetzung darf man gespannt sein. Stoff gibt es genug.
Zu der Doku-Reihe „Liebe am Werk“ geht’s hier: www.arte.tv
Bildquellen
- Liebe am Werk – Lee Miller & Man Ray: ARTE TV