„Ich Dix bin das A und das O“
Selbstporträts von Otto Dix im Museum Gunzenhauser in Chemnitz
Die Kunstsammlungen Chemnitz – MUSEUM GUNZENHAUSER besitzen mit 290 Arbeiten eine der umfangreichsten musealen Otto Dix-Sammlungen weltweit. Beginnend mit dem frühen Selbstporträt des Studenten aus dem Jahr 1912 lassen sich anhand der Sammlung Leben und Werk des Künstlers von den Anfängen in Dresden bis in die letzten Lebensjahre am Bodensee nachvollziehen. Unter dem Titel des frühen Porträt-Holzschnitts „Ich Dix bin das A und das O“ (1919) zeigt das Museum Gunzenhauser noch bis 31. Oktober alle vierzig Selbstbildnisse Otto Dix‘ (1891-1969) aus der Sammlung Gunzenhauser, die zwischen 1912 und 1969 entstanden. Dix hat sich in allen künstlerischen Techniken mehr als einhundertmal selbst dargestellt. 1911/12 setzt die Auseinandersetzung mit dem eigenen Ich ein. Bis zum Ausbruch des ersten Weltkriegs entsteht ein knappes Dutzend Selbstbildnisse in Öl. Dix porträtierte sich als „Wandervogel“, jener Jugendbewegung um 1900, die eine demonstrative Abgrenzung von der Vätergeneration und eine bewusste Selbsterziehung in Gemeinschaft mit Gleichaltrigen sucht. Während Dix in den Arbeiten ab 1913 vor allem expressionistische Anregungen verarbeitet, zeigt dieses Werk einen ersten Versuch in der ab 1920 perfektionierten altmeisterlichen Malweise. Ein weiteres Werk der Ausstellung stammt aus dem Jahr 1919. Damals kehrt Dix aus dem Krieg zurück nach Dresden und gerät mitten hinein in das revolutionäre Geschehen in der Stadt. Enttäuscht von den Ergebnissen radikalisiert er seine künstlerischen Mittel und findet zu einer drastischen Formulierung. In diesem Kontext entsteht die Grafikmappe „Werden“, die den Holzschnitt „Ich Dix bin das A und das O“ enthält. In den 1920er Jahren entstanden Dix’ international bekannte Hauptwerke, vor allem die Aufsehen erregenden Porträts. Aus dem neusachlichen Jahrzehnt des Künstlers zeigt das Museum Gunzenhauser Zeichnungen, Aquarelle und Druckgrafiken, die das gewandelte Selbstbildnis des Künstlers präsentieren.
In den Jahren der Inneren Emigration nach 1933 tritt die künstlerische Auseinandersetzung mit dem eigenen Ich im Œuvre Otto Dix‘ zunächst in den Hintergrund. Aus jenem Jahr bewahrt das Museum jedoch eine eindrucksvolle Silberstiftzeichnung, die diesen entscheidenden Wendepunkt im Schaffen des Künstlers dokumentiert. Erst in den 1940er-Jahren beschäftigt er sich wieder mit der eigenen Person. Zwischen 1942 und 1945 entstehen drei ähnlich angelegte Selbstbildnisse. Im Chemnitzer „Selbstbildnis mit maskierter Tänzerin“, gemalt kurz vor der Einberufung zum Volkssturm im März 1945, entwickelt Dix den liegenden weiblichen Akt der Fassung des Vorjahres zur Tänzerin mit vor das Gesicht gehaltener Totenmaske. Zurückgekehrt aus französischer Gefangenschaft nach Hemmenhofen malt er 1947 das „Selbstbildnis mit Pelzkappe vor Winterlandschaft“. Nach dem Krieg entstehen die malerisch angelegten Lithografien. In ihnen lässt sich vor allem in den jährlich entstehenden Selbstbildnissen eine zunehmende Lösung von der Form beobachten, die in den letzten Blättern vor dem Tod eine fast informelle Freiheit gewinnt, so auch in einer seiner letzten Arbeiten „Selbstporträt (nach links, mit schwarzem Kragen)“ von 1968.
Die Ausstellung „Ich Dix bin das A und das O“ findet im Rahmen des Dix-Jahres 2011 in Chemnitz statt. Mit einem abwechslungsreichen Veranstaltungsprogramm und einem Festwochenende am 12./13. November 2011 anlässlich der Ausstellungseröffnung „Otto Dix in Chemnitz“ (13. November 2011-15. April 2012) wird in diesem Jahr des 120. Geburtstags des bedeutenden Malers und Grafikers gedacht. Zudem findet vom 26.-28. November 2011 das öffentliche Symposium „Die Landschaftsgemälde von Otto Dix“ statt.
Infos: Tel. 0371/4887024, www.kunstsammlungen-chemnitz.de. Bis 31. Oktober 2011. Geöffnet: Di bis So und feiertags von 11-18 Uhr.